2 - Eduard und Peter in Peking

Eduard und Peter war es langweilig. Da passte es gut, dass Harald, der große Thunfisch, sich in die Nordsee verirrte.  „Könnt ihr mir sagen, wie ich wieder in den Atlantik zurück komme? Meine Freundin Chang Lee wartet in China mit dem Abendessen auf mich. Wir wollen danach in die BeiJing-Oper gehen. „ 

Eduard: „China ist doch sehr weit weg von Amrum! Wie willst Du das schaffen? „ 

Harald: „Kein Problem, wir Thunfische sind blitzschnell! Wollt ihr mitkommen? „ 

 „Au, ja!!“

 „Dann los, rauf auf den Rücken. Ich stelle ein Paar Schuppen auf, dahinter seid ihr sicher.“ 

Ab ging die Reise.  

Harald fragte, wo es denn zum Atlantik längs geht. Eduard zeigte irgendwie zum Sonnenuntergang und Harald legte los!!! Das Wasser spritzte und schäumte um Eduard und Peter herum und sie mussten sich ganz doll festhalten. Nach einiger Zeit tauchten vor ihnen felsige Inseln auf.  „Jetzt weiß ich wieder Bescheid,“   sagte der Thunfisch, „das ist Schottland. Hier war ich falsch abgebogen. Jetzt geht es nach Amerika.“ 

 „Warum kannst du so furchtbar schnell schwimmen?“, fragte Peter.

 „Weil ich einen spitzen, glatten Körper mit ganz starken Muskeln habe. Damit fliege ich fast wie ein Vogel durch das Wasser. So, festhalten!!“

Nun sauste er los, wie ein Pfeil durch die Wellen. Die wurden immer höher und höher. Schließlich so hoch wie ein Haus!

Harald machte das nichts aus. Mal flog er durch die Luft, mal tauchte er in die Wasserwand einer Welle ein.

Es wurde dunkel, dann ging hinter ihnen die Morgensonne auf. Weiter ging es, bis Harald sagte: „da vorn liegt Kanada. Jetzt müssen wir nach Norden, dann immer an der Küste entlang, wo kein Eis ist. Wir kommen nämlich am Nordpol vorbei, da ist alles zugefroren.“

Tatsächlich trieben einige große Eisberge vorbei, als sie weiter Richtung China schwammen. Aber alles ging gut.

Auf einer Eisscholle trieb ein Eisbär vorbei.  „Ich muss dringend an Land. Mir wird es zu warm in meinem dicken Pelzmantel. Kannst du mir einen Schubs geben?“ 

 „Kein Problem!“ sagte Harald und schubste so heftig, dass die Eisscholle an Land getrieben wurde.  „Danke!“  rief der Eisbär, „ich heiße übrigens Ben.“ 

 „Tschüss, Ben!“ 

  „Bloß schnell raus aus der eiskalten Arktis (die Gegend am Nordpol) nach Süden, wo es wärmer ist,“ rief Harald, „los geht's!“

Und es ging mit hoher Bugwelle weiter nach China.

Noch einigen Stunden sahen sie erst einen schmalen Streifen Land und dann grüne Hügel. Harald schwamm in einen schmalen Kanal vorsichtig an schlanken Ruderbooten vorbei. Dann zeigte er den beiden einen großen Pfeil mit seltsamen Schriftzeichen.“ Japanese “Application” Button Japanese “Open for Business” ButtonMahjong Red Dragon

 „Das bedeutet: Hier geht es nach Beijing (so heißt die Stadt bei den Chinesen und bedeutet Nordhauptstadt)“ erklärte der Fisch, „da wohnt meine Freundin Chan Lee. Sie ist ein Delfin . Die gibt es nämlich nicht nur im Meer.“ 

Der Kanal schlängelte sich durch Wiesen und Wälder, vorbei an Häusern mit geschwungenen Dächern, Straßen und Eisenbahnen.

Erst kamen kleine Städte, dann immer größere und schließlich sagte Harald: „ Wir sind in Beijing! Wir treffen Chan Lee bei der Verbotenen Stadt. Da lebte früher der chinesische Kaiser mit seinen hundert Frauen und tausend Beamte und neuntausendneunhundertneunundneunzig Dienern in neuntausendneunhundert-neunundneunzig Zimmern (ein Zimmer weniger als Zimmer im chinesischen Himmel sind). Um das Schloss herum geht ein breiter und tiefer Graben. Da wohnt Chan Lee gerade. Wir treffen sie dort.“

   BeiJing, im Kaiserpalast

Das gab ein freudiges Wiedersehen zwischen Harald und Chan Lee! Beide hatten sich lange nicht gesehen und mussten sich viel von ihren Erlebnissen erzählen. Schließlich sagte Harald: „Ich möchte dir Eduard und Peter vorstellen. Ich habe sie in Europa auf Amrum getroffen.“ 

 „Ich grüße euch herzlich in China,“ sagte Chan Lee, „hier ist vieles anders als in Europa. Wenn ihr etwas nicht versteht, fragt mich ruhig. Ihr werdet sicher Hunger haben. Was mögt ihr am liebsten?“

„Am schönsten wäre ein wenig nahrhafter Schlick,“ meinte Eduard.

 „Kein Problem,“ sagte Chan Lee, „gleich dort drüben kommt ein kleiner Bach aus der Verbotenen Stadt, da gibt es so etwas.“ 

Nachdem sie sich gestärkt hatten, wollten sie wissen, was nun geschehen sollte.

 „Ich habe eine Idee,“ sagte Chan Lee, „mein Großvater Wang Magus Lee ist ein großer Zauberer, den frage ich.“ 

Sie rief wie ein Delfin, mit pfeifen und trillern.

Dann hörten sie eine ruhige Stimme: „Ich höre dich, meine liebe Enkelin. Was kann ich für dich tun?“

Peter fragte: „ich sehe niemanden?“ 

Chan Lee: „Mein Großvater ist unsichtbar.  

Lieber Opi, meine Freunde Harald, Eduard und Peter möchten gerne den Palast besichtigen. Kannst du ihnen helfen?“

 „Ich kann Euch für einen Tag in Menschen verwandeln. Ist das in Ordnung?“

Harald sagte: „Das ist eine sehr gute Idee! Denn man los.“

Auf einmal hatten sie ein komisches Gefühl. Sie fühlten sich wie umgekrempelt und waren völlig verwirrt, weil sie auf einmal einen anderen Körper hatten. Mit Händen und Beinen - ganz seltsam.

Und sie standen auf der Straße vor dem großen Tor in ungewohnten Kleidern.

   Da standen sie nun und wussten nicht so recht, wie es weitergehen sollte. Sie hatten kein Geld, Eintrittskarten für den Palast zu kaufen. Was nun?

Die Stimme vom Großvater sagte: „Geld ist kein Problem, denn ihr seid so etwas wie unsichtbar für die Menschen. Geht einfach durch das große Tor hinein. Ich passe auf euch auf.“ 

Da gingen sie also los und kamen auf einen großen Platz mit einem großen Haus mit goldenem Dach. Dazu links und rechts Türen, die zu Straßen mit vielen kleinen Häusern führten.

Sie gingen in das große Haus und standen in einem hohen Saal mit roten, dicken Säulen und viel goldenem Schmuck an den Wänden und der Decke. Vor ihnen ein gewaltiger goldener Thron mit roten Kissen.

 „Wollen wir uns mal darauf setzen?“  fragte Eduard, „er reicht für uns vier.“ 

 Auja!“ und sie kuschelten sich in die Kissen, „Setz dich doch zu uns, Großvater.“ 

 „Das kann ich leider nicht,“ sagte er, „ich habe ja keinen Körper, weil ich unsichtbar bin. Übrigens sind wir nicht allein!“ 

 „Das ist richtig,“ sagte eine tiefe Stimme, „ich bin der Kaiser von China! Leider bin auch ich verzaubert und nicht sichtbar. Und deshalb kann ich nicht regieren.“ 

 „Vielleicht kann dir Großvater helfen,“ sagte Peter.

 Hmm, ich könnte es ja versuchen. Brauche aber einige Zutaten aus dem kaiserlichen Garten. Da gehen wir jetzt hin und schauen, ob es etwas passendes gibt.“ 

Durch verwinkelte Gänge suchten sie den Weg in den kaiserlichen Garten. Sie kamen an schönen Statuen vorbei und an großen, merkwürdig geformten Steinen.

 „Wir Chinesen glauben, dass sich Götter in ihnen aufhalten,“ sagte der Kaiser, „in dem großen da zum Beispiel wohnt der Wettergott Feng Bo, der die Stürme in einem riesigen Sack aufbewahrt. Ein richtiger Unruhestifter. Einer seiner Söhne, Fung Schu, soll übrigens nach Deutschland in die Stadt Pinneberg gezogen sein. Habe lange nichts von ihm gehört, es muss ihm also gut gehen. So, da drüben ist endlich die Tür in den Garten!“ 

Sie traten in einen wunderschönen Park mit vielen Bäumen, Büschen und Blumen.

Großvater sagte: „Hier gibt es offenbar alles, was ich brauche: Bauernrosen, Knoblauch, Äpfel und besonders chinesische Runkelrüben, nennt man auch Allraunen. Ich sammle mal eben zusammen, was ich brauche.“ 

Nach einer Weile flammte ein Feuer auf, ein Topf erschien darüber und lauter Pflanzen fielen hinein.

Ein Strahl Wasser aus dem Nichts floss dazu und eine unsichtbare Hand rührte mit einem Holzlöffel um.

Erst stiegen ein schrecklicher Gestank und gelber Dampf auf, dann war Rosenduft zu riechen.

 „Fertig,“ sagte die Stimme Großvaters, „hier, verehrungswürdiger Kaiser, trink das aus diesem goldenen Becher.“ 

Ein Puff, ein Blitz und auf einmal stand ein älterer Mann in einem kostbaren goldenen Gewand vor ihnen.

 „Hallo Kaiser,“ sagte Harald, „wie geht es dir?“

 „Na toll,“ sagte der Kaiser, „ich ernenne euch erstmal zu meinen geschätzten Beratern.“ 

 „In Ordnung,“ sagte Harald, „was meinst du, Chan Lee?“

Großvater sagte: „Wenn auch ihr aus diesem Becher trinkt, werdet ihr richtige Menschen.“ 

Das taten Chan Lee und Harald dann auch und wurden zu Menschen. Sie fielen sich in die Arme.

 „Wir möchten lieber nach Hause, nach Amrum,“ sagten Eduard und Peter.

Da sagte Großvater ein paar seltsame Worte und SimSalaBim waren sie wieder zu Hause. Jeder kroch in seine Wohnröhre und schlief sich erstmal aus.

Ende

Mitglieder der Geschichten von Eduard und Peter:

Ort: Amrum vorn am Kniep

   Eduard, ein Wattwurm

 Peter, ein Wattwurm

Ida, die Scholle

 Harald, der Thunfisch

  Chan Lee, die Definin

  Georg, der Krebs

Ulf, die Krabbe

 Emma, die Möwe

 MumMum, die Miesmuscheln (viele)

Plitsch, die Quallen

  und andere.