3 - Eduard und
Peter und Ekke Nekkepenn
„Hör mal,
Peter,“ sagte Eduard, „ die Möwe Emma kommt doch immer herum und hat mir eine
Geschichte von Amrum berichtet, von ganz früher!“
„Erzähl mal,“
sagte Peter,“ ich habe gerade nichts zu tun.“
„Emma hat mir
von Ekke Nekkepenn erzählt,
der soll hier vor vielen Jahren gelebt haben: Ekke Nekkepenn war der Meergeist der ‚Friesischen See‘, wie die
Nordsee früher genannt wurde. Er trieb sein Unwesen an der Küste der
friesischen Inseln, wird in verschiedenen Sagen aber auch als guter Geist
geschildert. Seine Frau hieß Rahn. Wenn sie böse auf ihren Mann war, saß sie
auf dem Meeresgrund und mahlte Salz. Weil sie so oft schimpfte, ist die Nordsee
heute so salzig. Viele Schiffe sind dabei in ihren Mahlstrom geraten und untergegangen.
Aber wenn Ekke Nekkepenn
einem Schiffer wohlgesinnt war, sorgte er dafür, dass dieser guten Wind hatte
und eine schnelle Reise machen konnte.“
„Was meinst
du, ob es die beiden noch gibt?“ sagte Peter.
„Ich weiß
nicht, habe davon noch nichts gehört. Wir sollten Ida, die Scholle fragen, die
ist doch ziemlich klug.“
Als Ida das
nächste mal vorbei kam, fragten die beiden, ob sie denn was von Ekke Nekkepenn und Rahn gehört
hätte.
Ida meinte
„Ich habe die noch nie getroffen. Aber es heißt, wenn man in Not ist und ‚Ekke Nekkepenn hilf
mir!‘ ruft, könnte er kommen und helfen.“
Die drei
hatten ein nettes Frühstück miteinander und sprachen über dies und das. Da
hörten sie ein Stampfen und Dröhnen näherkommen.
Ein Raupenschlepper kam langsam über das Watt heran und grub einen tiefen
Graben, in den er ein dickes Kabel versenkte. Es sah nicht gut aus für die
Freunde!
„Ekke Nekkepenn, hilf uns, wir
sind in großer Gefahr!“ riefen sie gemeinsam.
Nicht
passierte, der Raupenschlepper kam immer näher und sie hatten schon ziemlich
große Angst.
„Ekke Nekkepenn, bitte hilf uns, wir sind in großer
Gefahr!“ riefen sie noch einmal und - man kann es kaum glauben - über das Watt
kam ein kleiner, seltsamer Mann daher. Er war ganz in Schuppen gehüllt wie ein
Fisch und hatte einen Schuppenhut auf. Er blickte sie freundlich an und sagte:
„Wenn jemand bitte zu mir sagt, helfe
ich gern!“. Dann zeigte er mit dem Finger auf das Fahrzeug und machte eine
besondere Bewegung und sagte dazu:“dwaan net komme hjir, gean in oar wei“,
das war friesisch und hieß so etwas wie „Hau ab!“.
Die Raupe
stoppte, drehte in eine andere Richtung und fuhr vorbei.
„Danke, Ekke Nekkepenn,“ riefen die drei
und Ekke Nekkepenn nickte
ihnen freundlich zu und sagte: „ bis wir uns wiedersehen.“ Und verschwand.
VAB 10/2019