5 - Eduard und Peter und die Fliege Puck

„Was ist denn mit mir passiert,“ denkt Puck, „wieso sitze ich auf diesem Holzklotz im Sand und schmecke Salz an meinen Füßen?“

Er schaut sich um und sieht nichts als Sand und Wasserpfützen, soweit sein Fliegenauge schauen kann. Soweit er sich erinnern kann – Fliegen haben ein kleines Gehirn und können nur wenige Erinnerungen darin aufbewahren – soweit er sich erinnern kann, saß er vorher auf einem leckeren Hundehaufen und machte ein kleines Frühstück. Um ihn herum große Dinger, das waren wohl Menschenhäuser und neben sich lauter grünes Gras. Keine anderen Fliegen da, die ihn bei der Mahlzeit stören könnten. Dann war es auf einmal dunkel geworden. Und nun sitzt er auf einem Holzklotz im Sand.

„Hallo, ist hier jemand?“ summt er, aber es kommt keine Antwort. Er summt lauter. Immer lauter, so laut er kann.

„Wer macht da so einen Lärm,“ hört er auf einmal,“ wie soll ich da schlafen können?!“

Neben ihm sind aus dem Sand zwei Augen auf dünnen Stielen aufgetaucht. Puck bekommt einen Schreck.

Wwwwer bist du denn?“ fragt er.

Der Sand bewegt sich, etwas schiebt sich nach oben heraus und neben Puck taucht ein merkwürdig rundes, flaches Tier in einer harten Schale statt Haut auf. Vorn stehen die Stielaugen heraus und daneben links und rechts zwei mächtige Scheren an starken Armen. Dazu noch 4 Beine auf jeder Seite.
Ein seltsames Tier.

„Ich bin Schnapp, der Taschenkrebs,“ sagt die Gestalt,“ du bist hier im Watt vor Amrum. Den Sand nenne die Menschen ‚Kniep‘. Vielleicht, weil hier so viele Krebse leben, die nennen sie ‚Knieper‘,  das heißt auf dem Festland ‚Kneifer‘. Wegen unserer Scheren, denke ich. Und wer bist du?“

„Ich heiße Puck und bin eine Stubenfliege. Bis jetzt habe ich auf einer Wiese zwischen lauter Menschenhäusern gewohnt. Und nun bin ich auf einmal hier und weiß nicht, wie das passiert ist,“ summt Puck.

„Dazu kann ich dir etwas sagen,“ meint Schnapp,“ ein Menschenjunge und ein Menschenmädchen sind gekommen. Der Junge nahm eine Dose aus der Tasche, drehte den Deckel ab und schwupps, bist du da herausgefallen und auf dem Holzklotz gelandet. Willkommen auf Amrum.“

***

Puck fühlte sich in der Zeit danach sehr wohl auf Amrum, traf noch ein hübsches Fliegenmädchen und hatte Millionen Kinder mit ihr. So kommt es, dass nun am Strand auf dem Sand so viele kleine Fliegen herumkrabbeln.

VAB 10/2019