10 - Eduard
und Peter in der Tundra
Bello, der
Seehund kommt vorbei.
„Morgen besucht mich mein Cousin Gospodin. Er ist Russe und kommt aus dem
Norden von der Prinz-Rudolf-Insel aus der Arktis. Er möchte es endlich mal
etwas wärmer haben als bei ihm zu Hause. Da friert es nämlich fast das ganze
Jahr.“
„Den würden
wir auch gern kennenlernen,“ sagt Peter.“ Bis Morgen also.“
Am nächsten
Tag um 10 hören sie etwas bellen.
„Bello ist da, wir werden jetzt Gospodin kennen
lernen.“ Ruft Eduard.
Beide kommen aus ihren Wohnröhren und schauen.
Bello kennen
sie ja, aber bei ihm ist ein riesiger „Seehund“, ein Seelöwe.
„Das sind Eduard und Peter, meine Freunde,“ sagt Bello.
„Na, ich sehe nur zwei Wattwürmer,“ sagt Gospodin mit tiefer Stimme. „Habe
schon aufregenderes gesehen.“
„Nein, die sind schon was besonderes,“ sagt Bello.“ Wir haben schon viel
zusammen erlebt.“
„Ich kehre nächste Woche in den Norden zurück, wollt ihr mitkommen,“ fragt
Gospodin.
„Klar,“ ruft
Peter, „da machen wir gerne mit.“
„Bis Morgen,“
ruft Bello, und beide schwimmen davon.
…
Bello und
Gospodin sind früh auf. Eduard und Peter müssen sie aus dem Schlaf wecken.
„Macht euch
fertig, gleich geht es los!“ ruft Bello.
„Keine Sorge,“
ruft Eduard, „ geht sofort los!“
Sie packen ein
kleines Bündel mit etwas Lieblingsschlamm und sind schon fertig.
Gospodin nimmt
sie auf den Rücken und ruft „Es geht los!!“ Und es geht los!
Mit einer Bugwelle rauschen sie durch die Nordsee. Lange sehen sie kein Land,
bis auf der rechten Seite, im Osten, Berge auftauchen.
„Das ist das Land Norwegen,“ sagt Gospodin, „da müssen wir ganz oben rum. Mein
Zuhause ist in Russland ganz im Norden. Die Gegend dort nennen wir Tundra, das
heißt, hier ist alles gefroren.“
Sie sind schon
einige Tage unterwegs, es wird immer kälter und einige weiße Berge tauchen im
Wasser auf.
„Das da sind
Eisberge, Rieseneisklumpen, von denen man nur einen kleinen Teil über Wasser
sieht. Ganz gefährlich für die Schiffe der Menschen.“ Sagt Gospodin.
Aus Seegras
machen Eduard und Peter sich warme Anzüge, denn es ist wirklich kalt.
Gospodin
schwimmt an der Küste entlang, bis er an die Mündung eines großen Flusses
kommt. „Das ist der Reka Pechora
Fluß,“ ruft Gospodin, „hier wohne ich.“
Sie schwimmen
den Fluß hinauf. Es gibt keine Bäume, höchstens ganz niedrige Sträucher, die
Landschaft ist ganz flach. Überall liegt Schnee.
„Das hier ist die Tundra, die dauergefrorene. Hier gibt es nur Gras, Sträucher
und Moos,“ sagt Gospodin.
Sie schwimmen zu ausruhen ans Ufer. Nanu, aus der Erde ragt etwas großes,
spitzes, weißes, ein wenig gebogenes.
„Oh,“ sagt Gospodin,“ hier ist ein Mammut vor vielen tausend Jahren gestorben,
im Schlamm versunken und eingefroren. Hier gibt es viele davon, denn das Leben
damals in der Eiszeit war sehr schwierig.“
„Könnte man
die noch essen?“ fragt Peter, wie immer etwas vorlaut.
„Das weiß ich
nicht, habe ich noch nie probiert. Ich bin mehr für frisches, gesundes Essen.“
Ein wenig
weiter den Fluß hinauf sehen sie große Bagger und Pumpen, die im Ufer
herumwühlen.
„Die Menschen
suchen hier Gold, das von den Berge bis hierher gekommen ist. Alles nur kleine
Krümel, aber die Menschen sind ganz verrückt danach,“ sagt Gospodin, „ich mach
mir nichts draus.“
Langsam
möchten Eduard und Peter wieder nach Hause. Aber wie?
„Kein
Problem,“ sagt ihr Freund,“ ich kenne hier ein paar deutsche Wissenschaftler,
die können euch mit nach Hause nehmen.“
So kommt es
dann auch. In einem kleinen Aquarium zusammen mit ein bißchen nahrhaften Tundra
Schlamm geht es nach Deutschland zurück. Einer der Wissenschaftler macht Urlaub
auf Amrum un bringt sie sicher zurück. Dort vor Amrum könnt ihr sie im Watt
treffen. Müßt ihr nur genau hinsehen, Eduard ist der größere mit den roten
Streifen.
VAB 2019