13 - Eduard und Peter treffen Plink

„Muss es denn dauernd regnen“, fragt Eduard, „da wird ja das ganze schöne Salzwasser süß!“

„Was sollen wir denn machen?“ fragt Peter, „es regnet einfach, wenn die Wolken voller Wasser sind und einfach überlaufen.“

Beide sehen in den Himmel, der voller dunkler Wolken über ihnen steht.

„Ja, sagt mal, habt ihr überhaupt keine Ahnung, warum es regnet?“ fragt eine leise Stimme.

„Wer spricht da“, fragt Peter ängstlich.

„Ich bin es, Plink*, der Wassertropfen“, sagt die Stimme.

„Wir sehen aber niemanden. Wo bist du?“ Eduard ist besorgt.

„Ja, hier doch, neben euch“, sagt die Stimme und Eduard und Peter sehen neben sich einen kleinen Wassertropfen. „ Ich bin Plink und das hier sind meine Freunde Plitsch und Platsch. Wir kommen aus der Wolke dort oben. Wir Tropfen wurden zu schwer und deshalb ließ sie uns einfach fallen. Und so sind wir hier.“

„Wir haben noch nie mit Wassertropfen gesprochen“, sagte Peter.

„Da seht ihr es. Wir sind einfach besondere Wesen und nur besondere Wesen wie ihr können uns sehen“, sagt Plitsch.

„Wir wollen ein bißchen Spaß haben“, sagt Platsch, „macht ihr mit?“

„Hier irgendwo lebt ein alter Bekannter von uns“, erklärt Plink, „ein alter Moorgeist, den wir vor hundert Jahren im Teufelsmoor kennengelernt haben.“

„Da kommen wir gern mit“, sagt Peter, „es ist gerade ziemlich langweilig hier. Aber wir müssen Ida, die Scholle rufen, die wird uns mitnehmen, weil wir nicht weit laufen können.“

„Ich habe euch gehört“, sagt eine tiefe Stimme nebenan, „ich bin hier unter dem Sand eingeschlafen. Euer Lärm ist schon ein bißchen lästig. Aber ich nehme euch gern mit. Bin schon ganz neugierig. Wo geht es längs?“

Eduard und Peter steigen zusammen mit den Wassertropfen auf Idas Rücken. Es geht los.

„Übrigens, wo soll ich denn hin“, fragt Ida.

„Dahin, nach Süden“, ruft Plink, „es ist nicht weit.“

Nach einiger Zeit sehen sie nicht mehr den normalen Schlick- oder Sandboden unter sich, sondern eine dunkelbraune, weiche Masse.

„Das ist uralter Torf, der aus Moospflanzen entstanden ist, die vor vielen Jahren vergangen sind. Hier lebt der Moorgeist.“

Sie schwimmen hin und her, bis sie an einer Stelle Blasen aus dem Boden aufsteigen sehen.

„Da ist es“, sagt Platsch, „laß uns hier bleiben und nach dem Moorgeist rufen. Hallo Moorgeist Nepomuk!“

Langsam schiebt sich ein bärtiger Kopf mit spitzer Nase aus dem Modder und brummt „Was wollt ihr neugierigen Wassertropfen? Habe euch lange nicht gesehen. Wohl in der Zwischenzeit bloß Unfug angestellt?“

„Wir machen nie Unfug“, sagt Plink , „eigentlich helfen wir, wo wir können. Wir haben ein paar Freunde mitgebracht. Vielleicht kannst du ihnen ja etwas zeigen. So etwas, wie damals im Moor.“

„Ach ja“ ,seufzt Nepomuk, „ damals konnte ich wunderschöne Irrlichter aus Sumpfgas leuchten lassen. Das geht hier nicht. Aber ich habe noch etwas anderes. Wir müssen warten, bis es etwas dunkler wird. Inzwischen zeige ich euch etwas anderes.“

Er greift in den Schlamm und holt etwas heraus und spült den Dreck ab. Es ist eine goldene Kette mit Edelsteinen.

„Hier gab es einmal eine schöne Stadt, die hieß Rungholt. Die ist bei einer großen Sturmflut untergegangen. Ich finde immer mal etwas Wertvolles in meinem Revier“ sagt Nepomuk. „So es ist dunkel genug. Wir können anfangen.“

Er rührt im Schlamm und ein wunderschönes grünes Leuchten steigt heraus. Dann wird es blau und schließlich weiß.

„Das ist Meeresleuchten“ , brummelt der Moorgeist, „es wird von Bakterien erzeugt. Ich finde es sehr schön. Dabei schimpfe ich lieber über alles mögliche. Wir Moorgeister sind nämlich ziemliche Miesepeter. So, nun verschwindet endlich, will meine Ruhe haben!“

Damit taucht er im Schlamm unter.

Das Meeresleuchten geht aber weiter und die Freunde können sich daran gar nicht sattsehen. Schließlich wird es zu dunkel und sie schwimmen wieder zu den Wohnungsröhren von Eduard und Peter zurück.

 

* Plink, Plitsch und Platsch stammen aus dem Buch „Plink reist um die Welt“
von H.-W. Smolik. Textillustrationen von Hedda von Krannhals, Hoch 
Verlag Düsseldorf, Erstausgabe von 1954