18. Eduard und Peter auf dem Mond / Landung

Das Dröhnen und Vibrieren der starken Raketenmotoren ging eine Weile weiter, eine Ewigkeit weiter, und die Würmer wurden platt auf ihr Schwammbett gedrückt. Es war kaum auszuhalten!

Doch auf einmal wurde es ganz ruhig. Die Rakete war im Weltraum angekommen und die großen Raketenmotoren waren abgeschaltet und mit dem Unterteil abgeworfen worden. Es passierte etwas Merkwürdiges: die Würmer Eduard und Peter wurden ganz leicht und schwebten in ihrem Behälter frei herum. Das war die Schwerelosigkeit im Weltraum, es gab kein „oben“ oder „unten“ mehr und die beiden fühlten sich erst ganz komisch, fast war ihnen übel. Wattwürmer können aber nicht seekrank oder besser weltraumkrank werden, die Glücklichen, und so ging es ihnen schließlich ganz gut.

Ein paarmal schwankte und drehte sich das Apollo-Raumschiff während des Fluges bei Kurskorrekturen, aber sonst verlief alles in den nächsten drei Tagen auf dem Flug zum Mond ganz ruhig.

Aus einer Klappe über ihnen wurde sogar immer wieder automatisch etwas Futter zu ihnen hereingeschoben. Allerdings war es bei ihnen ziemlich dunkel, weil das Fenster nach draußen verdeckt war und sie nicht nach draußen sehen konnten.

Bei einem Wendemanöver wurde dann die Schutzhülle der Landefähre abgeworfen und Eduard und Peter konnten in den Weltraum hinaus sehen. Erstmal war alles schwarz, es gibt dort draußen keinen blauen Himmel, aber dann sahen sie die Sterne, ganz hell und klar.
Da sie auf der Nase des Raumschiffs saßen, konnten sie auch schon den Mond sehen. Er war noch ganz klein, aber strahlend hell, ohne Farben, ganz und gar grau.

Schließlich wurde das Triebwerk des Apollo-Raumschiffs gezündet und die beiden wurden wieder in den Schwamm in ihrem Behälter gedrückt.

Das Raumschiff mußte jetzt bremsen, um nicht am Mond vorbei zu fliegen – es war immerhin 40.000 km in der Stunde schnell. Das fast 1000 mal so schnell wie ein Auto fährt, kaum vorstellbar, das ist richtig schnell!

 

Der Motor dröhnte und vibrierte heftig, bis er nach einer endlos langen Zeit ausgeschaltet wurde. Wieder wurden sie schwerelos, aber daran hatten sie sich schon gewöhnt.

Sie schauten nach vorn durch ihr Fenster und staunten, wie schnell der Mond nun schneller näher kam.

Auf einmal wurde es in der Landefähre hell. Zwei der Astronauten mußten sich für die Landung fertig machen und schoben sich in den Steuerraum. Sie überprüften die Mondfähre. Alles war gut. Man muß auf dem Mond sehr aufpassen, denn es gibt dort keine Luft und jedes kleine Leck ist gefährlich.

Schließlich riefen sie in ihr Funkgerät zum dritten Astronauten im Raumschiff: „Wir sind bereit, du kannst uns abtrennen!“

Es ruckelte, die Landefähre drehte sich. Es ging zur Landung auf der Mondoberfläche. Der Computer wurde eingeschaltet. Er startete den Motor der Landefähre und es ging fast wie mit einem Fahrstuhl abwärts. Die beiden Würmer merkten, dass es nicht so einfach werden würde, denn der Pilot rief: „An der geplanten Stelle kann ich nicht landen! Ich muss den Computer ausschalten und selbst steuern!“ Er steuerte die Landefähre nun wie ein Flugzeug mit seinem Steuerknüppel.

Schließlich brauste der Raketenmotor noch einmal, es rumpelte und ruckelte und wurde still. Sie waren auf dem Mond angekommen. Staub wirbelte heftig auf, senkte sich aber schnell wieder. Danach konnten sie den Mondboden sehen. Er war ganz grau, voller Staub und verschieden großer Steine. Etwas langweilig, eigentlich. Aber sie waren auf dem Mond!

In der Landfähre gibt es einen kleinen Raum mit zwei Türen, eine nach innen und eine nach draußen. Das ist eine Luftschleuse, da durch kam man auf den Mond aussteigen.

Beide Astronauten zogen ihre Weltraumanzüge an. Dann schob sich ein Astronaut in die Luftschleuse und machte die Tür hinter sich fest zu. Es zischte und die Luft wurde nach draußen abgelassen, damit der Astronaut aussteigen konnte.

Eduard und Peter konnten ihm beim Absteigen über die Leiter draußen zusehen. Als er unten angekommen war, hopste er hoch. Das ging, weil man auf dem Mond viel leichter als auf der Erde ist, weil er viel kleiner ist. Sechs Pfannkuchen wiegen auf dem Mond nur soviel wie einer!

Nun stieg auch der zweite Mann aus. Beide begrüßten sich – die beiden Wattwürmer konnten das über das Funkgerät in der Fähre hören – und einer holte von der Landefähre eine zusammengeklappte Fahne. Die steckte er in den Mondboden. Merkwürdig, die  Fahne wehte kurz wie im Wind, obwohl es keine Luft gab. Das lag aber daran, dass der Astronaut die Fahne beim Einstecken geschüttelt hatte und sie deshalb ein bisschen nachwackelte.

Nun sammelten die beiden Männer da draußen Staub und Steine in Beutel und verstauten die an Bord der Landefähre. Ausserdem machten sie viele Fotos mit den Kameras auf ihrer Brust. Schließlich stiegen sie nacheinander zurück in die Landefähre. Ein Raumanzug ist unbequem und es ist schwer, sich mit ihm zu bewegen. Pause für die Astronauten.

Eduard und Peter sahen sich auf der Mondoberfläche um. Es war alles immer noch grau und staubig.

Auf einmal sahen sie eine Bewegung im Staub. Ein kleiner rosa Punkt, daneben noch einer. Zwei Mondwürmer schoben sich auf die Oberfläche und sahen zu ihnen hinauf.

Die Wattwürmer winkten und die Mondwürmer winkten zurück.
„Ihr kommt wohl von der Erde,“ hörten sie auf einmal in ihrem Kopf.  „Unsere Vorfahren sind vor vielen, vielen tausend Jahren von der Erde zum Mond geflogen, weil ein Meteorit auf der Erde war gelandet war und die Städte der Wattwürmer zerstört hatte.  Hier haben sie sich Wohnungen gebaut. Zuerst mußten sie Raumanzüge tragen, aber dann haben sich ihre Körper verändert und sie konnten auf dem Mond leben und brauchten keine Luft mehr.
Aus dem Weltraum kommt immer wieder eßbarer  Staub herunter und hier unter dem Staub ist es ein bißchen feucht, damit wir Pilze und Algen züchten können. Es geht uns gut.“

Peter dachte: „Hört ihr mich? Ich kann gar nicht glauben, dass es euch gibt. Ohne Luft leben, das geht doch überhaupt nicht!“

„Doch, geht schon, siehst du doch. Früher auf der Erde gab es auch keine Luft wie heute und trotzdem ist Leben entstanden! Bei euch in der tieftsten Tiefsee leben auch Wesen, die in kochendheißem Wasser Schwefel mampfen. Denen geht es auch gut. Wir haben übrigens euren Astronauten einen Streich gespielt und ihnen auf eine Bodenprobe gepinkelt. Sagt uns Bescheid, was sie darüber gedacht haben, wenn ihr könnt. Braucht nur an uns denken, wir hören euch dann schon. Jetzt ziehen wir uns schnell zurück, weil ihr gleich startet. Tschüss!“

„Bis zum nächsten Mal!“ dachten Eduard und Peter.

In der Landefähre wurden die Männer unruhig. Sie prüften alle Instrumente und Apparate sorgfältig durch und telefonierten mit dem Raumschiff oben: „Wir sind bereit zum Rückflug. Sag bereit, wenn es losgehen soll!“ Es piepte kurz und der Raketenmotor donnerte los.

Erst langsam, dann immer schneller sauste die Fähre nach oben, auf das Raumschiff zu. Zurück zur Erde!

VAB 200502