23. <Kind> hat Geburtstag
<passend
abändern>
Eduard
und Peter haben es sich gemütlich gemacht. Obwohl es schon Juli ist, gibt es gerade
wenig Gründe, den Kopf aus ihrer Behausung zu strecken, draußen weht ein kalter
Wind und es regnet. Der Modder in der Speisekammer
nebenan hat sich durch die Arbeit kleiner Lebewesen erwärmt und macht auch die
Wohnröhre angenehm warm. Es geht ihnen also sehr gut.
Die
beiden haben sich das vergangene Jahr hindurch gewundert, dass so wenig
Menschen in ihrem Watt herumgetrampelt waren. Sie wußten ja nicht, dass draußen
in der Menschenwelt eine schlimme Krankheit ausgebrochen war und alle zu Hause
bleiben mußten. Jetzt aber sind wieder ziemlich viele Menschen da, es ist fast
wie sonst immer.
So
wundern die beiden sich schon, als von draußen dumpfe Geräusche hereindringen,
ja, der Boden richtig erschüttert wird. Schnell drängen sie zum Eingang und
stecken die Köpfe hinaus.
Sie
sehen ein riesiges Wesen ganz in der Nähe, wie ein Berg mit Beinen und einen
runden Kopf an einem langen Hals.
<Bild von
Meeresschildkröte>
„Wer
bist du denn,“ rufen die beiden Wattwürmer so laut sie können. Das Wesen bleibt
stehen und wendet den Kopf hin- und her, bis es die beiden sehen kann.
„Ich
bin eine Meeresschildkröte und heiße Methusalem,“ brummt der Berg, „ich war vor
über 30 Jahre einmal hier. Irgendwann im Juli 1989. Damals war ich erst 50
Jahre alt. Eigentlich kommen wir Schildkröten nicht soweit nach Norden, warme
Meere sind uns lieber. Ich wollte aber einfach mal was anderes sehen als nur
die meterhohen Wellen im großen Meer weiter im Süden.“
Eduard
friert ein bißchen im Regen und deshalb fragt er: „Aber jetzt ist es hier gerade
nicht besonders warm, frierst du denn nicht?“
„Ja,
schon ein bißchen, aber mein Rückenschild hält mich warm genug. Eigentlich
wollte ich eine Frau wieder treffen, die mit <Kind>
am Strand saß und ihnen beim Buddeln zugesehen hat. Dann kam noch ein Mann
dazu, der sich mit ihr über ihre Geburtstagsfeier unterhielt. Da ich nun gerade
in der Gegend bin, wollte ich mal nachsehen, ob sie vielleicht wieder gekommen
sind. Hier habe ich ein paar Bilder. So sahen sie damals aus.“
Auf
ihrem Panzer erscheint diese sommerlichen Bilder:
<Bilder Kind, Frau und Mann einsetzen>
(Eigentlich geht so etwas nicht, aber daraus sieht
man, dass Meeresschildkröten Dinge können, von denen wir Menschen nichts
wissen.)
„Leider
kennen wir die Familie nicht,“ sagt Peter, „wir sind doch erst ungefähr drei
Jahre alt.“
„Vielleicht
weiß Balthasar, der Taschenkrebs, Bescheid. Der ist doch auch uralt,“ meint
Eduard. „da hinten fliegt Emma, die Möwe. Die könnte ihn vielleicht holen.
Emma! Emma!“
Tatsächlich,
Emma kommt heran geflogen. „Was gibt es denn?“ fragt sie.
„Wir
müssen Balthasar etwas fragen, kannst du ihn holen?“ bittet Peter.
Emma
fliegt davon und kommt nach kurzer Zeit mit einem großen Krebs im Schnabel
wieder. Die Wattwürmer zeigen ihm die Bilder und fragen, ob er die Familie
kennt.
„Ja
natürlich, <Kind> hat mich doch über die Jahre immer wieder
unter meinem Stein herausgeholt und in seine Wasserlöcher gesteckt. Etwas
mühsam, aber es haben mir sonst nichts getan. Ja, damals, damals, wie war das
doch noch. Ach so, richtig, sie waren am Strand, die Familie saß zusammen im
Sand. Sie sahen so aus, als hätten sie sich sehr lieb. „Meinst du, dass sie
heute noch vorbei kommt und Geburtstag feiern wird?“ brummelt Methusalem.
„Das
kann schon sein,“ meint Balthasar, „um diese Zeit sind sie oft auf Amrum.“
„Dann
schreibe ich einen Gruß und ihr sorgt dafür, dass sie ihn bekommt. Geht das?“
fragt Methusalem. „Ich muß jetzt wieder los.
„Klar,“
kreischt Emma, „ich sorge dafür.“
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GEBURTSTAGSGRUSS
Von Methusalem, Eduard und Peter, Emma, Balthasar
und allen Wattbewohnern von Amrum
Herzliche Glückwünsche für <Kind>
Copyright
2024 Volkert Braren